Dom zu Stendal, Ausbau Westflügel
Von Reinhard Opitz Stendal ● Gunther Kuhlmann fiel ein Stein vom Herzen. Ein Feldstein. Als der Geschäfts- führer der Stendaler H+Z Baugesellschaft sich gestern den Fortgang auf der Dom- baustelle ansah, fuhr gerade Lars Gehr aus Tangermünde vor. Der Chef der gleichnami- gen Natursteinfirma kam mit einer guten Nachricht: Nach fast einer Woche Pause liefert er jetzt Nachschub. Weil die Säge defekt war, konnten seine Kollegen die Feldsteine für die Fassadenverkleidung ein paar Tage lang nicht schneiden. Zumindest an dieser Stele mussten die Arbeiten auf der Baustelle ruhen.
Westfassade erhält eine großzügige Eingangsöffnung
Die Westfassade des wiedererstehenden Kreuzgangflügels wird freundlicher werden, als es der zerstörte Altbau war. Dessen abweisende Strenge wird nicht rekonstruiert; stattdessen erhält sie eine großzügige Eingangsöffnung und zahlreiche Fenster in beiden Etagen. Doch in einem wird das historische Vorbild fortleben: In dem Zweiklang aus Rotbraun und Grau, aus Ziegel und Naturstein. So wird die untere Etage mit den aufgeschnittenen Feldsteinen der Mauer verkleidet, die seit der Zerstörung des Flügels bis zum vergangenen Jahr den Kreuzgarten zur Straße hin schloss, während das Obergeschoss und der neue Giebel des Südflügels eine Backsteinfassade erhalten.
Eckhart Köppe und Stefan Masch, beide Maurer bei Behnert Bau in Lindstedt, als Subunternehmen von H+Z auf der Dombaustelle tätig, ziehen gerade die Giebelfront aus harten Handstrichklinkern hoch. Eine dicke Dämmschicht füllt den Zwischenraum zum Rohbau. Auf der Hofseite mauert ihr Kollege Lars Nilson gotische Spitzbögen, die nach Fertigstellung des Neubaus hinter der geplanten Glasfassade sichtbar sein werden. „Keine ganz alltägliche Arbeit“, sagt er, „aber auch nichts Ungewöhnliches.“ Eine extra Fortbildung hat er jedenfalls – ebenso wie seine Kollegen – nicht gebraucht. Für Arbeiten auch im denkmalpflegerischen Bereich sind sie durchaus qualifiziert. „An der Stendaler Stadtbibliothek waren wir auch tätig“, erzählen sie. Auch wenn die Leute vom Bau kaum zu Sentimentalitäten neigen: „Ein bisschen stolz sind die Jungs schon, auf so einer Baustelle zu arbeiten“, sagt Gunther Kuhlmann über seine Mitarbeiter.
Trotz des langen Winters und des relativ kleinen Problems mit der Steinsäge liegen sie gut im Rennen. In der zweiten Jahreshälfte, spätestens zum Nikolaustag, soll das rund 1,5 Millionen Euro umfassende Projekt der Evangelischen Stadtgemeinde und des Kirchenkreises fertig werden. Der vom Berliner Architekturbüro Gerhard Schlotter entworfene Neubau für das Gemeindezentrum und die Propstei wird exakt auf die mittelalterlichen Funda- mente des Vorgängerbaus gesetzt, weshalb der Bürgersteig an dieser Stelle ein wenig in den Straßenraum verlegt werden muss.